Bericht von Philomena Caflisch aus der Klasse 3a
«Neugierige Blicke. Verständlich. Immerhin sieht man nicht jeden Tag mehrere Tische und Unmengen an Säcken und Kleiderbügeln auf dem Schulkorridor stehen. Es ist noch nicht einmal 16 Uhr und doch wollen einige schon beginnen, die sorgfältig geordneten Kleider auseinanderzurupfen. Auch die Tische mit Gebäck bleiben nicht unbeachtet. Diese zeugen von der fleissigen Arbeit der Bäcker:innen.
Wenn man sich endlich von den Tischen mit dem Essen abgewendet hat und einen Blick in Zimmer 101 hereinwirft, erblickt man die farbenfrohe Pracht verschiedenster Kleidungsstücke, nach Farben sortiert auf den Tischreihen ausgelegt. An den Wänden stehen Kleiderständer mit unzähligen Jacken, Hoodies und Mänteln. In zwei Ecken wurden Garderoben angebracht. Natürlich fehlt auch der essentielle Spiegel nicht.
Da klingelt es. Es ist 15:45 Uhr und die meisten Schüler:innen haben für den Rest des Nachmittags keinen Unterricht mehr. Nun beginnt das Getümmel. Menschen strömen durch die Korridore und der Platz zwischen den Zimmern 101 und 102 beginnt sich zu füllen. Die meisten werden wahrscheinlich von den gebackenen Köstlichkeiten angezogen, die übrigens während des «Chleidertuusches» dank der hungrigen Empfänger:innen immer wieder aufgefüllt werden müssen. Andere zeihen vielleicht auch die Filme auf der grossen Leinwand in der Mediothek, an, die über das Thema «Fast Fashion» informieren. Vielleicht haben einige sogar die Plakate gelesen, die seit einiger Zeit im Schulhaus aushängen. Oder sie haben die Durchsagen in den Pausen gehört gehört. Wie auch immer: Jedenfalls breitet sich die Schüler:innenansammlung im Raum zwischen Mediothek und Zimmer 101 aus. Die Besucher:innen unterhalten sich, lesen interessiert Plakate und Infoblätter, essen genüsslich Kekse oder probieren Kleidung an. Schnell ist die schöne Auslegeordnung dahin, aber das beweist wenigstens, dass die Kleider beachtet werden.
Die Zimmertür wird von einem Flipchart blockiert. Jedenfalls zur Hälfte. Dort stehen engagierte Mitglieder des HoProFair-Teams und fragen alle, die aus dem Zimmer schlendern, ob sie Kleidung mitgenommen haben und führen eine Liste auf dem Flipchart hinter ihnen. Angeheftet ist auch ein Plakat mit Bildern von Kleidungsstücken, bei jedem mitgenommenen machen sie einen Strich bei dem entsprechenden Bild. So entsteht eine Übersicht über die mitgenommene Kleidung.
Wenn man es durch die Barrikade zu dem Mittelteil geschafft hat, entdeckt man den am mit Abstand vollsten Ort während des ganzen «Chleidertuusches». Der Bereich vor den Zimmer 101 und 102. Dort befinden sich einige Stellwände mit Infoplakaten und die Snacktische. Viele stehen hier, sprechen miteinander oder halten ihr Handy in der Hand. Wahrscheinlich lösen sie das Quiz, für das auf den Stellwänden geworben wird und welches mithilfe der Informationen auf den Plakaten lösbar war. Es ist laut, doch nicht unangenehm.
Sobald man durch die gläserne Tür in die Mediothek tritt, wird es schlagartig ruhiger. Die Lautstärke sinkt zwar, die Aufmerksamkeit aber steigt. Alle Augen sind auf die Leinwand gerichtet, auf der gerade eine Dokumentation zum Thema Fast- und Fair Fashion läuft. Auf dem Zwischenstock der Mediothek, auf der normalerweise Schüler:innen lernen, wurden Stühle aufgestellt und der Raum damit für die Kinoatmosphäre eingerichtet. Hin und wieder sieht man, wie Leute an der Mediothek vorbeigehen und gespannt hineinspähen. Meistens ist es still, bis gelegentlich ein drastischer Fakt in der Doku vorkommt. Dann erklingen leise Diskussionen und Gespräche. Doch schnell flauen diese wieder ab, die aufmerksame Stimmung kehrt zurück. Man kann förmlich sehen, wie die Informationen aus den Dokumentationen von den Zuschauer:innen eingesaugt werden.
Je später es wird, desto weniger Schüler:innen verharren. Doch die, die übrig bleiben, haben immer noch Spass. Um 17:30 Uhr sitzen dann nur noch die echten Dokufans da und saugen Informationen ein. Und nur noch die leidenschaftlichen Kleiderfans streifen zwischen den Kleidern hindurch, deren Ordnung inzwischen etwas ramponiert wurde, und suchen das für sich perfekte Kleidungsstück. Vom Buffet ist nicht mehr viel übriggeblieben, nur ein paar vereinzelte Kuchenstücke warten immer noch auf das Verzehrtwerden.
Als dann das Ende des «Chleidertuusches» um 18:00 Uhr eingeläutet wird, kommen spontan Freiwillige zu den Aufräumarbeiten hinzu. Mit ihrer Hilfe werden die Kleiderständer, übrigen Kleider, Stellwände und alles Material weggebracht und verstaut.
Ich denke, jedes einzelne Mitglied des HoProFair-Teams ist an diesem Abend mit einem Lächeln eingeschlafen. Der ganze Aufwand hat sich tatsächlich gelohnt. All die Werbung, Organisation und Planung haben sich ausgezahlt. Wir haben tatsächlich etwas für die Nachhaltigkeit an der HoPro getan. Und wir werden es weiter tun.»